Vom Versorger zum Zukunftsarchitekten:
20 Jahre strategische Weiterentwicklung des Stadtwerke Remscheid Verbundes

Inhaltsverzeichnis
2005 bis 2025: Ein Zeitfenster der Transformation und Stabilität
1. Das Fundament des Erfolgs: Die „Verbund“-Strategie als Stabilitätsanker
2. Navigation durch Marktkrisen: Die Strategie der vorausschauenden Bildung von Resilienz
3. Die Transformation als strategische Antwort
3.1 Transformationsbaustein 1: Die Energiewende als kooperative Investitionsstrategie
3.2 Transformationsbaustein 2: Die Sicherung der Remscheider Wasserversorgung, unseres Lebensmittels Nr. 1
3.3 Transformationsbaustein 3: Die Digitalisierung als direkter Kundennutzen
3.4 Transformationsbaustein 4: Die konsequente Mobilitätswende
4. Mehr als Infrastruktur: Lebensqualität und Unternehmenskultur
4.1 Beitrag zur Lebensqualität
4.2 Kultur und regionales Engagement vor Ort
5. Fazit und Ausblick

2005 bis 2025: Ein Zeitfenster der Transformation und Stabilität Als ich im Frühjahr 2005 die Leitung des Stadtwerke Remscheid Verbundes antrat, befand sich die energiewirtschaftliche Welt in einem Zustand, der mit unserem heutigen kaum mehr vergleichbar ist. Es war eine Zeit der regulatorischen Neudefinition: die Liberalisierung hatte die Spielregeln des Marktes neu definiert, das neue Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) stand vor seiner Inkraftsetzung, die Bundesnetzagentur übernahm bei vielen Themen das Ruder und das „Unbundling“ zwang uns, Netze und Vertrieb strikt zu trennen. Begriffe wie „Mobilitätswende“ waren in den strategischen Wörterbüchern der Branche noch gänzlich unbekannt, und die „Energiewende“ war eher eine politische Vision als ein betriebswirtschaftliches Geschäftsmodell. Auch unsere heutige digitale Allgegenwart war noch Zukunftsmusik – so war das erste I-Phone noch 2 Jahre von seiner Erfindung entfernt.

In diesem, im tiefen Umbruch befindlichen Umfeld, war die strategische Zielsetzung jedoch von Beginn an klar: Die Stadtwerke mussten sich wandeln – vom traditionellen Versorger zum integrierten, modernen Dienstleistungskonzern, zum proaktiven Architekten der urbanen Lebensqualität in Remscheid. Ende

2025 kann ich sagen, dass das Unternehmen nicht nur den Stürmen der Finanzkrise und der geopolitischen Energiekrise standgehalten hat, sondern gestärkt, modernisiert und zukunftsorientiert aus ihnen hervorgegangen ist. Dies war nur durch eine langfristige, vorausschauende Planung und Führung möglich. Im Weiteren werde ich die strategischen Weichenstellungen beschreiben, die zu dieser Zukunftsfähigkeit geführt haben.

  1. Das Fundament des Erfolgs: Die „Verbund“-Strategie als Stabilitätsanker
    Die Resilienz und Leistungsfähigkeit des Stadtwerke Remscheid Verbunds wurzelt in seiner intelligenten Architektur. Eine wichtige Weichenstellung war die konsequente Stärkung und Nutzung unserer Holding-Struktur. Sie ist mehr als eine organisatorische Gliederung, sie ist unser strategisches Instrument zur Steuerung, zur finanziellen Stabilisierung und zur umfassenden Sicherung der kommunalen Daseinsvorsorge. Die Architektur ist klar gegliedert: Die Stadtwerke Remscheid GmbH (SR) agiert als 100%ige kommunale Holding der Stadt Remscheid und ist primär für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig. Unter ihrem Dach operieren die zentralen Tochtergesellschaften:
    – Die EWR GmbH als Kraftzentrum für Energie, Wasser, Netze undEnergiedienstleistungen.
    – Die H2O GmbH, die das überregional bekannte Sauna- und Badeparadies betreibt.
    – Die Park Service Remscheid GmbH (PSR), die das Parkraummanagement sichert.

    Rückblickend war bereits mein erster Arbeitstag programmatisch: Am 01. April 2005 wurde das H2O in eine eigenständige GmbH ausgegliedert, um klare unternehmerische Verantwortlichkeiten zu schaffen und Geschäftsfelder zu schärfen.

    Die strategische Logik dahinter ist der gelebte Querverbund. Die kaufmännische Betriebsführung und die zentralen Managementfunktionen werden aus Synergie- und Steuerungsaspekten zentral von der leistungsstarken EWR GmbH wahrgenommen. Noch entscheidender sind die Ergebnisabführungsverträge im Verbund: Sie erlauben es, die Gewinne z.B. der EWR gezielt zur Stärkung strukturell defizitärer, aber gesellschaftlich unverzichtbarer Bereiche wie des ÖPNV oder der Bäder zu nutzen. Diese Solidarität im Verbund gibt unseren rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit und ist das finanzielle Fundament der Lebensqualität in Remscheid; sie sorgt dafür, dass die Busse fahren und die Bäder geöffnet bleiben.

    Diese Kernstruktur haben wir über die Jahre gezielt strategisch ergänzt:
    1. Sektorkoppelung (Wohnen): Im Jahre 2006 erwarben wir 33,9 % an der GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid, um die Sektoren Energie und Wohnen stärker zu verknüpfen – eine Brücke, die heute bei gemeinsamen Mieterstrompilotprojekten, Aufbau von Ladestationen für Elektroautos oder der Erarbeitung der Transformationspläne für Wärmenetze Früchte trägt.

    2. Regionale Netzwerke (Diversifizierung und Chancennutzung): Zur Ertragsgenerierung und Diversifizierung halten wir 45% an der BEG Entsorgungsgesellschaft mbH, Remscheid sowie 24,97 % an der AWG Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH, Wuppertal, die durch langfristige Verträge eine hohe Stabilität bieten. Zudem sind wir seit 2018 an der Neue Effizienz GmbH, einer „Denkschmiede“ für nachhaltige Transformation im Bergischen Städtedreieck beteiligt.

    3. Nationale Netzwerke (Stärke): Die EWR-Gesellschafterstruktur (60 % SR, 20% Thüga AG, 20% Westenergie) bindet uns an das größte kommunale Netzwerk Deutschlands an. Über unsere in 2011 erworbene Beteiligung an der KOM9 GmbH & Co. KG sind wir wiederum an der Thüga-Holding und damit indirekt an rund 100 Stadtwerken in Deutschland beteiligt. Diese Beteiligung ist neben der Ergebnisgenerierung ein Bekenntnis, die Wertschöpfung in kommunaler Hand zu halten und verschafft uns heute unschätzbare strategische und wirtschaftliche Vorteile bei Einkauf, Produktentwicklung, Innovationen, Wissenstransfer oder der Einwicklung neuer Geschäftsmodelle.

    Ein eleganter Hebel der Nutzung des Verbundgedankens und zur Bindung der Remscheider Kunden ist das Produkt „EWR Treue Plus“. Dieses Vorteilsprogramm belohnt die Kundentreue über alle Sparten hinweg: EWR-Kunden profitieren von bis zu 20 % Rabatt auf den Grundpreis, 15% Ersparnis im H₂O, bis zu 50 EUR Vergütung auf ÖPNV-Abos der SR und 10 % Rabatt bei der PSR.

  2. Navigation durch Marktkrisen: Die Strategie der vorausschauenden Bildung von Resilienz
    Blickt man auf die letzten 20 Jahre zurück, war Stabilität eher die Ausnahme und nicht die Regel. Die strategische Hauptaufgabe war daher nicht nur Expansion, sondern auch Sicherung des Kurses und der proaktive Aufbau von Resilienz. Wir haben von Anfang an auf eine grundsolide kaufmännisch-unternehmerische Aufstellung geachtet, denn nur aus einer Position der Stärke konnten wir die Weichen für die Zukunft stellen. Außerdem mussten wir den Verbund durch mehrere Krisen, vor allem durch die zwei größten Marktschocks der Nachkriegszeit steuern.

    Krise 1: Die Finanzkrise (ab 2007 / 2008)
    Die globalen Kapitalmärkte erlebten in dieser Zeit einen rapiden Einbruch mit extremen Volatilitäten. Und die Lehre, die wir aus 2008 zogen, war fundamental: Wir richteten unsere Finanzpolitik strategisch auf absolute Solidität aus und reduzierten unsere
    Abhängigkeit von Bankfinanzierungen deutlich. Unsere Bilanzen waren somit nie nur Zahlenkolonnen, sondern die Grundlage für mutige, unternehmerische Entscheidungen. Denn wir hatten erkannt: Nur mit einer guten kaufmännischen Basis konnten wir die großen Transformationen angehen, die vor uns lagen.

    Krise 2: Die Energiekrise (ab 2022)
    Der Krieg in der Ukraine führte zu Preisexplosionen an den Energiemärkten und der Sorge vor einer Gasmangellage mit unkalkulierbaren Konsequenzen. Hier zahlte sich unsere vorausschauende Strategie unmittelbar aus:

    Operatives Krisenmanagement: Wir setzten sofort einen internen Krisenstab bei der EWR ein und arbeiteten Hand in Hand mit dem Krisenstab der Stadt unter der Leitung des ehemaligen Oberbürgermeisters Burkhard Mast-Weisz sowie in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Sven Wolf. Diese von tiefem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit ermöglichte schnelles, unbürokratisches Handeln für die Menschen in Remscheid.

    Vorausschauende Energiebeschaffung: Unser Erfolg basierte auf unserer für die Kunden langfristigen und risikoaversen Energiebeschaffungsstrategie. Im Gegensatz zu Energie-Discountern, die ihr Geschäftsmodell aufgaben und ihre Kunden im Stich ließen, mussten wir kaum Energie zu deutlich überhöhten Preisen unkalkuliert nachkaufen.

    Verlässlichkeit: Wir haben die Versorgungssicherheit für die 114.000 Einwohner Remscheids jederzeit gewährleistet.
    Diese Energiekrise hat den unschätzbaren Wert der kommunalen Daseinsvorsorge und des lokalen, verlässlichen Partners eindrucksvoll neu validiert – eine Qualität, die der EWR durch die wiederholte Auszeichnung als „Top – Lokalversorger“ immer wieder bestätigt wurde.

  3. Die Transformation als strategische Antwort
    Resilienz war nur die eine, aber wichtige Seite der Medaille. Die andere Seite war die aktive Gestaltung des umfassenden Veränderungsprozesses. Unsere Antwort auf die langfristigen Herausforderungen war die Transformation des Stadtwerke Verbunds.

    3.1 Transformationsbaustein 1: Die Energiewende als kooperative Investitionsstrategie
    Die Energiewende hat das Geschäftsmodell eines Stadtwerkes fundamental geändert und erfordert massive Investitionen, die nur auf der Basis einer guten kaufmännischen Aufstellung getätigt werden konnten. Weiterhin wäre es für ein mittelständisches Stadtwerk wie die EWR ein unkalkulierbares Risiko, eigene Offshorewindparks im Alleingang zu entwickeln. Unsere strategische Antwort war daher der Weg der kooperativen Investitionen. Wir sahen die Energiewende nicht nur als ökologische Aufgabe, sondern als ökonomische Chance und wagten früh den Schritt ins Neuland.

    Schon 2010 waren wir Gründungsmitglied des „Green Gecco“-Gemeinschaftsunternehmens, einer Allianz von damals 29 Stadtwerken, die heute 5 Windparks (82,5 MW) und 4 PV-Freiflächenanlagen (ca. 3 MW) hält. 2011 waren wir Gründungsgesellschafter der „Thüga Erneuerbare Energien“ (THEE), einem Verbund von heute fast 50 Stadtwerken, der als professioneller „Brückenbauer“ ein Portfolio von fast 300 MW Wind- und über 90 MWp Solarenergie sowie einen Großbatteriespeicher betreibt. 2017 ergänzten wir diese Aktivitäten im Geschäftsfeld „Erneuerbare Energien“ durch eine Beteiligung an der Arringo GmbH Co KG mit weiteren deutschen Windparks von rd. 100 MW. Mit unserem Anteil an den Beteiligungen erzeugen wir heute nicht nur regenerativen Strom für über 20.000 Haushalte, sondern sie sind auch eine wesentliche und stabile Ertragssäule für den gesamten Verbund.

    Diese überregionale regenerative Erzeugung „erden“ wir mit einem diversifizierten Portfolio an lokalen, kundennahen Projekten in Remscheid:
    • Lokale Erzeugung: Dazu zählen neben zahlreichen PV-Anlagen auch Biogas-Blockheizkraftwerke (u.a. im H2O Sauna- und Badeparadies), zahlreiche Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und die Nutzung der Wasserkraft, etwa durch unsere Anlage an der Eschbachtalsperre.
    • Mieterstrom: Im Pilotprojekt mit der GEWAG installieren wir PV-Anlagen auf Dächern der Wohnanlagen. Mieterinnen und Mieter erhalten günstigen, grünen Strom direkt vom Dach.
    • Wärmewende: Neben der Erarbeitung von Transformationsplänen zur Dekarbonisierung der Wärmenetze ist ein zentrales Element unser Wärmepumpenprodukt, das wir als „Remscheider Weg“ gemeinsam mit dem lokalen Handwerk und der Sparkasse Remscheid entwickelt und 2024 auf den Markt gebracht haben.
    • Klimaschutzanreize: Mit unseren Produkten wie dem „EWR Naturbündel“ (Ökostrom und Ökogas) motivieren wir sehr erfolgreich Kunden, sich aktiv an nachhaltigen Produkten und Aktivitäten zu beteiligen.

    Diese Transformation ist nicht nur ein Technologie-, sondern auch ein Serviceauftrag. In den letzten Jahren, in der die Energiewende für viele Bürgerinnen und Bürger durch komplexe Gesetze und volatile Märkte unübersichtlich wurde, haben wir die Rolle unserer Kundenberatung neu definiert. Unser Service-Center im Allee-Center und unsere EWR-Energieberater wurden zu zentralen Anlaufstellen, um die Energiewende für die Kunden zu „übersetzen“.
    Der Transformationsbaustein 1 positioniert den Stadtwerke Verbund somit als nachhaltigen, kundenorientierten Energiedienstleister.

    3.2 Transformationsbaustein 2: Die Sicherung der Remscheider Wasserversorgung, unseres Lebensmittels Nr. 1
    Eine der fundamentalsten, obgleich oft eher unsichtbaren, Säulen unserer Strategie, war die Sicherung der Remscheider Trinkwasserversorgung für die nächsten Jahrzehnte. Die Realität des Klimawandels mit zunehmenden Trocken- / Dürreperioden machte unmissverständlich klar: Die zu große Abhängigkeit von der Großen Dhünntalsperre war ein Risiko, welches wir nicht eingehen wollten.

    Unsere strategische Antwort nach Abwägung zahlreicher Alternativen war die Diversifizierung und damit die Reaktivierung einer historischen Lebensader Remscheids: Unseres historischen Wasserwerks Eschbachtal. Auf Basis der Beschlüsse unserer Gremien in 2020 begannen wir die Planungen und ab 2023 die umfassende Modernisierung der 2004 stillgelegten Anlage. Kernstück der Investition ist die Installation einer hochmodernen Ultrafiltrationsanlage, die die veraltete Technik ersetzt und eine Wasseraufbereitung auf höchstem Niveau gewährleistet. Mit der geplanten Inbetriebnahme Anfang 2026 wird das Wasserwerk in der Lage sein, bis zu 40 % des Remscheider Trinkwasserbedarfs wieder aus den eigenen Talsperren, der Eschbach- und Neyetalsperre, zu decken. Ein Notstromaggregat sichert den Betrieb selbst bei vollständigem Stromausfall. Diese Reaktivierung ist ein entscheidender strategischer Baustein, um die Versorgungssicherheit beim Trinkwasser für die Remscheider Bürger auch in Zukunft robust aufzustellen.

    Der Transformationsbaustein 2 stärkt die Position der EWR als vorausschauenden und kundenorientierten Trinkwasserversorger.

    3.3 Transformationsbaustein 3: Die Digitalisierung als direkter Kundennutzen
    Die dritte Transformation ist digital. Wir haben die Digitalisierung nie als technologischen Selbstzweck begriffen, sondern stets als Werkzeug für interne Prozessoptimierungen oder einen direkten Kundennutzen nach dem Leitmotiv: Digital ist das neue Normal. Wir haben uns auf konkrete, spürbare Anwendungen konzentriert.
    • EWR (Energie): Als zentrale Schnittstelle zum Kunden haben wir beispielsweise das Online-Kundenportal und die EWR-Pluscard- App geschaffen, die den Service und die Bestellstrecke digital zugänglich machen. Zudem treiben wir den Rollout von Smart Metern voran, die nicht nur gesetzliche Pflicht sind, sondern auch einen wichtigen Hardware-Teil der Energiewende bilden.
    • SR (Mobilität): Der Verkehrsbetrieb integrierte den Tarif „eezy.nrw“ in die SR-App, was die Nutzung von Bus und Bahn durch ein einfaches „Check-in / Be-Out“ – System radikal vereinfachte. Die Servicequalität in den Fahrzeugen wurde durch die flächendeckende Einführung von WLAN gesteigert.
    • PSR (Parken): In der Tiefgarage Rathaus ermöglicht die Kfz-Kennzeichenerkennung ein ticketloses Ein- und Ausfahren und eine komfortable Abrechnung.
    • H2O (Freizeit): Das Sauna- und Badeparadies etablierte einen Online-Ticket-Shop und Online-Gutscheine, was die Zugangssteuerung verbessert und dem Kunden die Planung erleichtert.

    Hinter den Kulissen wurde zudem der „Maschinenraum“ des Verbundes zukunftsfest gemacht. So hat z.B. die komplexe Migration der ERP-Systeme auf SAP S/4 HANA deutlich effizientere Abläufe ermöglicht. Ein Meilenstein war der Aufbau und die erfolgreiche Zertifizierung eines robusten Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS), wie es für Betriebe kritischer Infrastrukturen unerlässlich ist. Die Zukunftsfähigkeit unserer Strom-, Gas- und Wassernetze durch Zielnetzplanungen und physische Modernisierungsprojekte voranzutreiben sowie zusätzlich die digitale Absicherung im Rahmen des ISMS ist eine doppelte Strategie, um die Versorgungssicherheit auf eine zukunftsfeste Basis zu stellen.

    Der Transformationsbaustein 3 positioniert den Stadtwerke Verbund als modernen und kundenorientierten Dienstleister.

    3.4 Transformationsbaustein 4: Die konsequente Mobilitätswende
    Die vierte, und für alle Remscheiderinnen und Remscheider sichtbarste Veränderung findet auf der Straße statt: unsere konsequente Mobilitätswende.
    Als Betreiberin des ÖPNV bilden die Stadtwerke Remscheid (SR) das Rückgrat der urbanen Mobilität. Mit einer Flotte von rund 90 Bussen auf einem Liniennetz von über 500 km und mehr als 640 Haltepunkten gewährleisten wir die Mobilität von jährlich knapp 14 Mio. Fahrgästen.
    Das zentrale Projekt ist die Elektrifizierung des Busbetriebes. Wir sind dabei nicht blindlings einem Trend gefolgt, sondern haben datengetrieben und strategisch geplant. In einer tiefgehenden Machbarkeitsstudie haben wir 10 verschiedene E-Busmodelle im realen Linienbetrieb auf Remscheids anspruchsvoller Topographie getestet.

    Die Studie ergab klar, dass für uns das Gelegenheitsladen (Laden in der Nacht im Depot und tagsüber Schnellladung über Pantographen auf der Strecke) dem reinen Depotladen überlegen ist.

    Diese datenbasierte Entscheidung war auch der Schlüssel zur Finanzierung und Grundlage für den Förderbescheid über 34,66 Mio. EUR vom Land NRW /VRR für den Zeitraum bis 2028. Ein klarer Investitions- und Projektplan sichert die Umbauarbeiten in der Werkstatt und den Abstellhallen, den Kauf der Busse, den Bau der Pantographen im Streckennetz und die Weiterqualifizierung unserer Mitarbeitenden. Bei der feierlichen Übergabe des Schecks attestierte uns der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dass Remscheid mit diesem konsequenten Schritt „an der Spitze der Verkehrswende“ steht – ein Ritterschlag für unsere Strategie.

    Mittlerweile sind bereits 19 Elektrobusse auf Remscheids Straßen unterwegs, bis 2028 wird die Flotte auf insgesamt 54 Busse anwachsen. Die beiden ersten von insgesamt 10 Pantographen im Stadtgebiet wurden im Oktober 2025 am neu gestalteten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) am Friedrich-Ebert-Platz, dem logistischen Herzstück der Verkehrswende, in Betrieb genommen.

    In unserer Rolle als Taktgeber der regionalen Mobilitätswende haben wir parallel hierzu in den vergangenen Jahren auch ein engmaschiges Ladenetz für Elektrofahrzeuge über die Stadt gespannt. Mit mittlerweile mehr als 580 installierten Ladepunkten – von der privaten Wallbox über die Industriesäule bis zur öffentlichen Ladestation – sichern wir uns nicht nur die lokale Marktführerschaft, sondern erzielen auch im NRW-Vergleich eine der höchsten Versorgungsdichten. Symbolkraft entfaltet dabei besonders unser jüngster Meilenstein: Der im November 2025 erfolgte Startschuss für den ersten Stadtwerke-Schnellladepark im Gewerbegebiet Ueberfeld. Mit Hochleistungstechnik schaffen wir dort eine zentrale Energiedrehscheibe, die dem Individualverkehr wie auch der elektrifizierten Lkw-Logistik den Weg in eine emissionsfreie Zukunft ebnet.

    Der Transformationsbaustein 4 positioniert den Stadtwerke Verbund als nachhaltigen und kundenorientierten Mobilitätsdienstleister.

  4. Mehr als Infrastruktur: Lebensqualität und Unternehmenskultur
    Strategie und Technologie sind das Skelett des Erfolgs. Das Herz-Kreislauf-System ist eine lebendige Unternehmenskultur und die tiefe, authentische Verankerung in der Region.

    4.1 Beitrag zur Lebensqualität
    Unser Verständnis von Daseinsvorsorge endet nicht am Zählerkasten. So ist das H₂O Sauna- und Badeparadies in Lennep ein überregional strahlendes Juwel und ein touristischer Anziehungspunkt. Seine Qualität wird durch hervorragende Kundenbewertungen sowie die wiederholte Auszeichnung mit dem höchsten Siegel „Sauna Premium“ des Deutschen Sauna-Bundes – vergleichbar mit 5 Sternen- und der Zertifizierung „Service Qualität Deutschland“ belegt. Wir betreiben das H₂O zudem energetisch nachhaltig mit einem Biogas-Blockheizkraftwerk. Die Park Service Remscheid (PSR) sichert mit ihren Parkhäusern die Erreichbarkeit der Innenstadt und unterstützt so den lokalen Einzelhandel. Dieses Qualitäts- und Nachhaltigkeitsdenken ist im Verbund verankert, was u.a. auch unser zertifiziertes Umweltmanagement nach DIN EN ISO 14.001 belegt.

    4.2 Kultur und regionales Engagement vor Ort
    Der Erfolg des Verbundes basiert auf einer Kultur, die auf die Menschen und die Region ausgerichtet ist. Mein Führungsstil war immer geprägt von dem Glauben, dass die besten Ideen entstehen, wenn man engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiraum gibt. Diese Philosophie führte auch zur Gründung unserer verbundübergreifenden „Entwicklungsschmiede“. Sie ist mehr als eine klassische Personalentwicklung, sondern unser Instrument, um eine Veränderungskultur zu begleiten, Talente zu fördern und eine Kultur des lebenslangen Lernens zu schaffen.
    Nach außen wirkt dieser Ansatz als Impulsgeber vor Ort. Als „Corporate Citizen“ gestalten wir das soziale und kulturelle Leben aktiv mit, sei es durch vielfältiges Sponsoring für Bildung, Sport und Kultur oder durch Leuchtturm-Veranstaltungen wie den EWR-Firmenlauf, der etwa 2000 Teilnehmer von über 100 Firmen anzieht.

    Unsere Rolle als einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb der Stadt wird durch eine enorme wirtschaftliche Schubkraft ergänzt. Eine Studie aus 2019 belegte, dass der Verbund Impulse von jährlich fast 35 Mio. EUR für die Region generiert. Diese Summe entsteht nicht nur durch unsere Investitionen, sondern auch durch Aufträge an lokale Handwerksbetriebe und Dienstleister. Hinzu kommen die Zahlungen in Form von Steuern, Abgaben und Konzessionsabgaben an die Stadt Remscheid, die direkt wieder der Allgemeinheit zukommen. Dieses 360-Grad-Engagement ist die strategische Investition in das wertvollste Gut eines kommunalen Unternehmens: das Vertrauen der Bürger.

  5. Fazit und Ausblick
    Wenn ich auf diese zwei Jahrzehnte von 2005 bis 2025 zurückblicke, so verdichten sich die vielfältigen Erfahrungen und Herausforderungen dieser Zeit zu einer zentralen Erkenntnis: Ein kommunales Unternehmen darf heute nicht mehr nur ein reiner Versorger und Verkehrsbetrieb sein. Es muss sich vielmehr als Architekt und Gestalter der lokalen Lebensqualität verstehen.

    Die konsequente Umsetzung unserer Strategie hat den Stadtwerke Remscheid Verbund in diesem Sinne transformiert. Unsere Formel war dabei stets klar definiert: Diversifizierung durch den Verbund. Nur durch dieses starke Miteinander der Sparten konnten wir jene finanzielle Resilienz aufbauen, die nötig war, um den großen Krisen unserer Zeit – von den Turbulenzen der Finanzmärkte bis zu den Verwerfungen der Energiemärkte – erfolgreich zu trotzen. Und wir haben nicht nur Krisen bewältigt, sondern mutig in die Zukunft investiert. Unsere Transformation ruht auf vier starken Säulen (Grün, Wasser, Digital und Mobil) und positioniert den Stadtwerke Remscheid Verbund als modernen, nachhaltigen und kundenorientierten Infrastrukturdienstleister.
    Ein solcher Wandel wird jedoch nicht durch Strategiepapiere vollzogen, sondern durch Menschen. Mein aufrichtiger Dank gilt daher unseren rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sind es, die mit ihrer täglichen Arbeit, ihrer Leidenschaft und ihrer Veränderungsbereitschaft diese Vision haben Realität werden lassen.

    Ich bin davon überzeugt, dass wir mit Mike Giera und Christoph Nath zwei exzellente Experten und Führungspersönlichkeiten als meine Nachfolger gewinnen konnten, um das Unternehmen in eine noch stärkere Zukunft zu führen.

    Der Stadtwerke Remscheid Verbund ist somit der lebende Beweis, dass kommunale Unternehmen die komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht nur bewältigen, sondern sie aktiv zum Wohl der Region gestalten können. Es war mir eine Ehre und Freude, an diesem Fundament mitzubauen.